Die Wirkung von Nikotin im Gehirn
Wie Nikotin wirkt
Wenn der Tabak glimmt, wird das Nikotin freigesetzt. Gebunden an
die winzigen Teerteilchen im Rauch gelangt es in die Lunge und von
dort ins Blut. Da Nikotin die Eigenschaft besitzt, die
Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, die viele andere
Giftstoffe stoppen kann, erreichen die Nikotinmoleküle schon
sieben Sekunden später das Gehirn, heften sich dort an die
Nervenzellen und beeinflussen deren Aktivität. Das lässt
sich mit modernen Verfahren sogar auf dem Bildschirm verfolgen. [1]
In den folgenden Absätzen wird hin und wieder von
"Nikotin-Rezeptoren" zu lesen sein. Dieser Begriff ist
nicht ganz korrekt, denn die genannten Rezeptoren warten keineswegs
darauf, dass ein Nikotin-Molekül andockt. Vielmehr handelt es
sich um Rezeptoren, die normalerweise auf Acetylcholin reagieren.
Nikotin ist diesem Neurotransmitter (Botenstoff) sehr ähnlich,
sodass die Acetylcholin-Rezeptoren auch auf Nikotin reagieren.
"Nikotin ist eine der am schnellsten süchtig machenden
Substanzen. Es hat nicht nur psychostimulierende Wirkungen wie
Kokain oder Amphetamin, sondern stößt im Gehirn die
gesamte Breite der Neuromodulatoren an und wirkt wie der Dirigent
in einem Konzert auf viele Instrumente ein", erläuterte
Professor Lutz Schmidt aus Berlin auf der 2. Nikotin-Konferenz
der Deutschen Gesellschaft für Nikotinforschung in Erfurt.
Nikotin greift an zwei verschiedenen Kompartimenten an, den
präsynaptischen und postsynaptischen Nikotinrezeptoren.
Bei Bindung an die Rezeptoren kommt es zur Ausschüttung
unterschiedlicher Neurotransmitter [chemische Stoffe, die dem
Informationsaustausch zwischen den einzelnen Nervenzellen dienen]
wie Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Endorphinen. Diese
beeinflussen bekanntlich verschiedene funktionale Strukturen des
Gehirns, wobei es individuelle Variationen gibt. Die nikotinergen
Rezeptoren haben einen sehr engen Bezug zum präfrontalen
Cortex. "Dadurch wird verständlich, dass Hirnfunktionen
wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Lernen durch Nikotin
verbessert werden", so Professor Lutz Schmidt aus Berlin.
Außerdem bestehe eine enge räumliche Beziehung zum
dopaminergen Belohnungssystem, einer entwicklungsgeschichtlich
entscheidenden Struktur. Sie wirkt auf Funktionen wie Essen,
Trinken und Sexualität, die notwendig sowohl für die
Existenz des einzelnen Menschen als auch für das
Überleben der Art sind. Beim Rauchen belohnt sich der
Mensch also ebenso wie bei der Ausführung existentieller
Handlungen. [2]
Die besondere Wirkung des Nikotins auf das Gehirn besteht in einer
Catecholaminfreisetzung in den sogenannten Belohnungsarealen der
Großhirnrinde. Dies in Verbindung mit dem sensiblen oralen
Reiz des Rauchens bewirkt die "positiven" Gefühle des Rauchens. [12]
Zigaretten enthalten eine ganze Reihe von Substanzen, die sich in
ihrer Suchtwirkung potenzieren. Ammonium (dem Tabak bei der
Verarbeitung künstlich zugesetzt) beispielsweise wirkt wie ein
Beschleuniger für das Nikotin. Der im Tabakblatt enthaltene
bzw. künstlich zugesetzte Zucker verbrennt beim Rauchen, wobei
u. a. das ebenfalls süchtigmachende Acetaldehyd entsteht.
Dieser Stoff bewirkt eine Reduzierung des Enzyms MAO-B
(Monoaminooxidase B), das im Gehirn Neurotransmitter wie Dopamin und
Serotonin abbaut. Man hat festgestellt, dass Raucher bis zu 40
Prozent weniger MAO-B haben als Nichtraucher. Dementsprechend mehr
Dopamin und Serotonin wirken auf das Gehirn ein, was wie beim
Nikotin als angenehm empfunden wird und somit das Suchtpotential erhöht.
Auch diverse andere Drogen wirken als MAO-B-Hemmer, zum Beispiel
Tollkirsche und Stechapfel.
All diese Zusammenhänge sind aber immer noch Gegenstand der
aktuellen Forschung. Mit weiteren Erkenntnissen wird auch in
Zukunft zu rechnen sein.
Übrigens wirkt Alkohol an den selben Rezeptoren wie
Nikotin. Er blockiert diese, was dazu führt, dass mehr
geraucht werden muss, um sich entspannt zu fühlen.
Rauchen stresst. Viele Raucher behaupten, mit Hilfe der
Zigarette könnten sie besser Stress abbauen. Das Gegenteil
ist der Fall, sagt Andy Parrott, Psychologe an der University of
East London. Wer raucht, um Stress abzubauen, fügt sich
selbst nur weiteren Stress zu, denn der scheinbar entspannende
Effekt des Rauchens kommt nur dadurch zustande, dass durch den
Griff zur Zigarette die Spannung, die durch ein Sinken des
Nikotin-Levels entstanden ist, wieder aufgehoben wird.
"Die gewohnheitsmäßigen Raucher brauchen
jedoch bald eine weitere Zigarette, um die neuen Abstinenzsymptome,
die sich wieder einstellen, zu bekämpfen. Das wiederholte
Empfinden negativer Stimmungen zwischen den Zigaretten bedeutet,
dass Raucher dazu neigen, ein leicht überdurchschnittliches
täglich Stress-Niveau zu erleben. Somit scheint
Nikotin-Abhängigkeit eine direkte Ursache von Stress
zu sein." erläutert der Professor. Für seine
Studie, die in der Oktober-Ausgabe des "American
Psychologist" (Vol. 54, No. 10) veröffentlicht wurde,
analysierte Parrott zahlreiche Untersuchungen über erwachsene
Raucher, jugendliche Raucher und Nikotin-Entwöhnungen.
Parretts These wird sowohl von Untersuchungen von jugendlichen
Rauchern als auch über aufhörende Raucher gestützt.
Die Stress-Symptomatik, die bei Erwachsenen festzustellen ist,
lässt sich auch bei jugendlichen Rauchern aufzeigen.
Das stärkste Argument für seine These sind aber
wohl Forschungsergebnisse, die belegen, dass das Abgewöhnen
des Rauchens Stress reduziert. Mehrere frühere Studien
belegen, dass ehemalige Raucher sich als weniger gestresst erwiesen
als jene, die immer noch rauchen. Es gibt indes auch Studien, die
keinen Unterschied im Stress-Empfinden zwischen Rauchern und neuen
Nicht-Rauchern ausmachen können. Aber: Keine einzige Studie
konnte zeigen, dass ehemalige Raucher gestresster seien als
Immer-noch-Raucher. [11]
Wie Sucht funktioniert
Alle Phasen der Sucht - von Rausch bis Rückfall, von Kick bis
"Craving" - spielen sich primär im gleichen
kleinen Hirnareal ab: im so genannten Nucleus Accumbens, dem
Belohnungssystem. Die Evolution hat diesem Nervenknoten eine
entscheidende Rolle zugeteilt. Er verbindet lebenswichtige
Vorgänge wie Essen, Trinken und Sex mit einem Lustgefühl.
Dazu schütten die Nervenzellen Botenstoffe aus, vor allem
Dopamin. Sämtliche Drogen jedoch stören den Mechanismus
so, dass mehr freies Dopamin übrigbleibt:
Nikotin steigert die Ausschüttung;
Kokain blockiert die Wiederaufnahme;
Opiate hemmen Nervenzellen, die die Dopaminmenge begrenzen;
Cannabis benutzt einen anderen körpereigenen
Steuerkreis, den es wie mit einem Nachschlüssel starten kann;
Alkohol greift so umfassend in die Steuerung der Neuronen
ein, dass ebenfalls mehr Dopamin ausgeschüttet wird.
Dopamin sorgt jedoch nicht selbst für den Kick, sondern
setzt gleichsam hinter alle Erlebnisse ein Ausrufezeichen:
Das hier, was du gerade tust, dieser Ort, dieser
Geschmack, dieser Geruch! - das ist immens wichtig,
sagt der Dopaminschub dem Drogennutzer. Das
Belohnungszentrum verknüpft die Umstände des
Konsums mit der spezifischen Wirkung der Droge. [10]
Nikotin löst also eine wohlige Gefühlskaskade im
Belohnungszentrum des Gehirns aus. Eine Zigarette beglückt
den Raucher ähnlich wie ein Kuss oder ein gutes Essen.
Diese "Belohnung" wird direkt mit der Tätigkeit
des Rauchens assoziiert. Der durchschnittliche Raucher mit
7.000 Zigaretten pro Jahr wiederholt ständig seine
"Erfahrung", dass Rauchen eine beglückende
Tätigkeit ist. Dies prägt sich tief in sein
Unterbewusstsein ein, es entsteht ein sogenanntes
"Suchtgedächtnis". Dieses Gedächtnis
wird aktiv, wenn der Spiegel an wirksamen Substanzen im
Belohnungszentrum nachlässt. Oder wenn der Raucher
einen anderen rauchen sieht. Dann erwacht wieder das
Verlangen nach einer neuen Dosis Nikotin.
Ein weiterer Aspekt ist die Vermehrung der Anzahl von
Nikotinrezeptoren bei chronischem Nikotinabusus. Bei
Untersuchungen an Gehirnen gestorbener Raucher wurden doppelt
soviele Rezeptoren gefunden wie bei Nichtrauchern. Eine Hypothese
ist, dass dadurch bei Kettenrauchern besonders viel Dopamin
ausgeschüttet wird, was eine intensivierte Reaktion auf
das Nikotin zur Folge hat. Allerdings ist das Phänomen
reversibel: bei Ex-Rauchern sinkt die Anzahl der Nikotinrezeptoren
wieder in den Normbereich. Das Suchtgedächtnis scheint
jedoch eine irreversible Komponente aufzuweisen, die die
Entwöhnungsschwierigkeiten erklärt. [2]
Mit zunehmender Gewöhnung nimmt die Zahl der Rezeptoren
zu, dafür werden sie unempfindlicher. Das Gehirn braucht
größere Dosen des Suchtmittels. [5]
Neben dem Nikotineffekt scheinen Frauen stark auf
einen möglicherweise geschlechtsspezifischen
"Erleichterungskick" zu reagieren. Ein im Dezember
1999 in "Nicotine & Tobacco Research"
veröffentlichter Fachartikel erläutert, dass Frauen
psychisch nach jenem Gefühl süchtig werden, wenn die
Nervosität beim Rauchen abklingt. [3]
Probleme der Entwöhnung
Zwei von drei Rauchern vom möchten Glimmstängel wegkommen. [4]
35 Prozent der Raucher versuchen durchschnittlich fünfmal pro
Jahr mit dem Rauchen aufzuhören. Jedoch nur 4,4 Prozent sind
nach einem Jahr noch Nichtraucher. Die Hälfte aller Raucher
ist suchtkrank. [3]
Warum ist es so schwierig, mit dem Rauchen aufzuhören?
Christoph Wyser, Lungenspezialist in Luzern, führt aus:
"Wenn ein gewohnheitsmässiger Raucher das
Zigarettenrauchen stoppt, treten ab dem ersten Tag
Entzugserscheinungen wie das Verlangen nach Zigaretten, eine
depressive Verstimmung, Angst oder Konzentrationsschwierigkeiten
auf. Diese akuten Entzugssymtome werden häufig als
'körperliche Abhängigkeit' umschrieben. Bei weiterer
Nikotinabstinenz nehmen diese Beschwerden über zwei Wochen
allmählich ab.
Die psychische Abhängigkeit hält aber noch lange an. Das
Greifen nach der Zigarettenschachtel, das Anzünden und der
erste genüssliche Zug sind für Raucher Verhaltensmuster,
die sich fest eingeschliffen haben. Insbesondere in
Stresssituationen laufen sie noch Monate später Gefahr,
rückfällig zu werden." [4]
Klarer Fall also: dem angehenden Nichtraucher fehlt in der
Übergangszeit die Stimulation seines Belohnungszentrums.
Hier setzt die medikamentöse Behandlung an.
Dies ist aber nur die eine Seite der Sucht. Zusätzlich hat
sich der Raucher angewöhnt, das Rauchen mit bestimmten
Situationen zu verknüpfen: die Tasse Kaffe am Morgen, das
Warten an der Bushaltestelle etc. Diese Gewohnheiten müssen
ebenfalls umgestellt werden. Deshalb gehört zu der
medikamentösen Behandlung immer auch eine psychologische
Betreuung, um die Chance auf einen Erfolg zu erhöhen.
Die Medikamente sind keine Zaubermittel, die aus einem Raucher
so ganz einfach einen Nichtraucher machen. Ohne eigenes Dazutun
wird es kaum klappen!
Anti-Nikotin-Medikamente
1.) Zyban
Seit dem 1. Dezember 1999 verschreiben niederländische
Ärzte als erste in Europa das Medikament. Im Sommer 2000
soll es auch in Deutschland zugelassen sein. "Fünf
Millionen Raucher, hauptsächlich aus den USA, versuchten
weltweit bereits, mit der Pille von der Zigarette
loszukommen", verrät Paul Winter, medizinischer Leiter
des Zyban-Programms bei Glaxo Wellcome [der Hersteller von Zyban]
in London. Eine im "New England Journal of Medicine"
veröffentlichte Studie bewies: jeder dritte Proband blieb nach
kombinierter Pharmakotherapie und Beratung noch nach zwölf
Monaten rauchfrei. Der Suchtexperte Lutz Schmidt, der bereits als
einer von wenigen Prüfärzten in Deutschland Erfahrungen
mit Zyban sammelte, beobachtete an seinen Patienten, "dass
ihnen unter der Pharmakotherapie die Zigaretten einfach nicht mehr
schmecken". [3]
Das Besondere an der neuen Pille: sie enthält keinerlei Nikotin
wie andere Rauchentwöhnungshilfen, sondern den Wirkstoff
Bupropionhydrochlorid SR (Bupropion). Dieser wird schon
seit Beginn der neunziger Jahre in den USA unter dem Produktnamen
Wellbutrin gegen Depressionen eingesetzt. Mehr zufällig
fand eine kalifornische Ärztin heraus, daß depressive
und nikotinsüchtige Patienten mit Bupropion nicht nur die
Schwermut überwanden, sondern sich auch viel leichter vom
Glimmstängel trennten. [6]
Der Wirkstoff von Zyban, Bupropion, der ursprünglich als
Anti-Depressivum verschrieben wurde, greift direkt dort im Hirn
ein, wo die Abhängigkeit entsteht: im Dopamin-System.
Er gehört zur SSRI-Gruppe (Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer).
Wie Nikotin lässt auch Zyban die Menge des Botenmoleküls
Dopamin in den Zwischenräumen der Nervenzellen, den Synapsen,
in die Höhe schnellen. "Dadurch werden die
Entzugserscheinungen gepuffert" sagt Douglas Jorenby von der
University of Wisconsin, der im Auftrag von Glaxo Wellcome eine
Vergleichsstudie an beinahe 1000 Rauchern durchgeführt hat.
Dass gerade ein Anti-Depressivum hilft, ist nicht erstaunlich:
Entzug von einem Suchtmittel führt oft zu depressiven Symptomen.
Haupteffekt: der typische "Schmacht", das Verlangen nach
der Zigarette, bleibe aus, sagt Michael Fiore, Leiter des Center for
Tobacco Research and Intervention an der Medizinischen Hochschule
der Universität Wisconsin. Fiore war federführend an
einer Studie mit knapp 1000 Probanden beteiligt. Die menschlichen
Versuchskaninchen bekamen entweder ein wirkstofffreies
Scheinmedikament, das neue Präparat Zyban, ein Nikotinpflaster
oder ein Pflaster und Zyban zugleich verabreicht. Den Forscher
interessierte, wie viele seiner Testpersonen nach einem Jahr noch
clean waren und kam zu dem Ergebnis: "Die Erfolgsquote von
Zyban gegenüber dem Pflaster ist nahezu doppelt so
hoch." Das sei die höchste Erfolgsquote, die
jemals bei starken Rauchern dokumentiert werden konnte. [6]
Die Studie zeigt außerdem, dass sich die von vielen
Aufhörwilligen gefürchtete Gewichtszunahme um rund
die Hälfte verringert, wenn Nikotinpflaster und Bupropion
gleichzeitig angewendet werden. Diese Kombination brachte auch
einen noch etwas höheren Erfolg bei der Nikotinentwöhnung
als die Benutzung von Zyban allein. [7]
Nebenwirkungen können sowohl bei Zyban als auch bei den
heute gebräuchlichen Nikotinpräparaten - Pflaster,
Kaugummi, Spray - vorkommen. Bei Zyban sind dies vor allem
Schlafstörungen, Kopfschmerzen, trockener Mund und
Hautirritationen. In einer Studie, die im "New England
Journal of Medicine" publiziert wurde, setzten zwölf
Prozent der Zybanbenützer und sieben Prozent der
Nikotinpflasterbenützer ihr Medikament wegen
Nebenwirkungen ab. [8]
In einigen Fällen soll es auch zu Problemen mit dem Blutdruck,
Depressionen oder anderen psychischen Störungen kommen.
Deshalb ist es am sichersten, Zyban unter ärztlicher
Aufsicht anzuwenden. Weiterhin wird davon abgeraten, Zyban
während der Schwangerschaft einzunehmen.
Suchtexperte Burckhard Junge vom Robert-Koch-Institut (Berlin)
hält das Medikament für sinnvoll, warnte aber vor zu
hohen Erwartungen. "Die Tablette ist kein Wundermittel. Sie kann
eine Therapie nur ergänzen", sagte Junge. Es sei wichtig,
zusätzlich die psychische Abhängigkeit zu bekämpfen.
"Dazu ist es nötig, dass sich Raucher bewusst machen, warum
und wann sie zur Zigarette greifen". Nur eine genaue Analyse der
eigenen Rauchgewohnheiten sichere dauerhaft die Nikotinabstinenz.
Zyban kann man auf Privatrezept in jeder Apotheke bekommen.
2.) DETOX
Bei DETOX handelt es sich um eine Mischung sogenannter
anticholinerger Medikamente, die ebenfalls schon länger
bekannt ist. Sie kommt aus der Anästhesie und wird z.B. beim
Drogenschnellentzug auf der Intensivstation benutzt. Der Vorteil
dabei ist, dass die nikotinbindenen Rezeptoren im Zentralnervensystem
akut vom Stoff "freigewaschen" werden, d.h. dass sich
die Rezeptoren in kürzester Zeit wieder eichen können
und ihr altes Wirkprofil wieder aufnehmen.
DETOX greift ähnlich wie Zyban in verschiedene
Neurotransmittersysteme ein, dies aber nur für kurze
Zeit, sodass keine über ca. einen Tag hinausgehende
Veränderungen da sind. Es ist damit einer Kurznarkose
vergleichbar. Zuerst wird DETOX in einer Injektion verabreicht,
daran schließt sich eine Fortsetzung in Tablettenform an,
die einige Tage lang dauert.
DETOX beeinflusst auch den Geschmackssinn und die sensorischen
Rezeptoren. Das hilft, eine Aversion gegen das Rauchen aufzubauen -
die Zigaretten schmecken nicht mehr!
Nach Aussage der Anwender gibt es bei DETOX keine unangenehmen
Nebenwirkungen.
Die Praxen, die DETOX verabreichen, findet man auf der Linkliste
von www.raucherportal.de
3.) Vigabatrin
Auch Vigabatrin ist schon länger bekannt, es wird
normalerweise zur Bekämpfung von Epilepsie eingesetzt.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter Leitung des Hirnforschers
Stephen Dewey wies in Tierversuchen nach, dass Vigabatrin auch
kokainsüchtig gemachten Pavianen und Ratten helfen kann.
Neben seinen antiepileptischen Eigenschaften unterdrückt es im
Gehirn anscheinend auch die Ausschüttung von Substanzen, die
Konsumenten von Kokain und anderen Drogen das emotionale
"High" verleihen. Für die Versuche hatten die
Forscher 500 Ratten kokainsüchtig gemacht, worauf die Tiere
den Konsum des Rauschmittels als angenehm empfanden. Daraufhin
bedienten sich die Tiere in ihren Käfigen aus einer
Zuführeinrichtung für die Droge - selbst bei einer
tödlichen Dosis. 50 Prozent der süchtigen Ratten, die mit
Vigabatrin behandelt wurden, verspürten hingegen keinerlei
Verlangen nach Kokain. Die behandelten Tiere waren derart
"clean", dass sie nicht einmal mehr in die Nähe des
Schlauchs mit der Droge kamen. Die Wissenschaftler untersuchten
darüber hinaus die Auswirkungen des Mittels auf 20 Paviane,
die dem Menschen physiologisch näherstehen. Auch hier waren
die Ergebnisse sehr positiv.
Inzwischen werden bereits Versuche an Menschen durchgeführt.
Ein Erfolg des Präparats als Entzugsmittel könnte die
seit drei Jahrzehnten angewandte und umstrittene Methadonbehandlung
zumindest teilweise überflüssig machen. Nach Deweys
Angaben gibt es "sehr aufregende Hinweise darauf, daß
Vigabatrin auch die bei Heroin und Morphium auftretenden
Suchterscheinungen beenden kann". Das ist wichtig, weil es
einerseits Drogen gibt, die psychisch abhängig machen - etwa
Amphetamine, Haschisch und Kokain -, andererseits gibt es
Rauschmittel, die auch eine physische Abhängigkeit mit
körperlichen Entzugserscheinungen verursachen; dazu
gehören beispielsweise Alkohol, Barbiturate oder Morphine.
Auch Millionen von Rauchern kann das Medikament nach Angaben der
amerikanischen Forscher möglicherweise helfen.
"Vielleicht haben wir für Süchtige in aller Welt
eine Tür aufgestoßen", sagt Dewey. [9]
Bis es so weit ist, wird es aber wohl leider noch eine Weile dauern.
|
Quellen: |
[1] |
Fernsehsendung "Zigaretten aus der Apotheke",
Süddeutscher Rundfunk, Januar 1996 |
[2] |
Ärzte Zeitung, Neu-Isenburg, vom 7.6.1999 |
[3] |
FOCUS vom 17.1.2000 |
[4] |
Neue Luzerner Zeitung vom 7.10.1999 |
[5] |
Rhein-Zeitung vom 12.6.1998 |
[6] |
Wirtschaftswoche vom 18.11.1999 |
[7] |
Berliner Zeitung vom 10.3.1999 |
[8] |
Schweizer Sonntagszeitung vom 29.8.1999 |
[9] |
Die Welt online vom 7.8.1998 |
[10] |
www.facts.ch, Feb. 2000 |
[11] |
Bild der Wissenschaft |
[12] |
www.naturheilkunde-online.de |
|
Zusammenstellung und Ausarbeitung: webmaster@raucherportal.de |
|