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Inhalt: Warum Rauchen süchtig macht
Der Streit um die Nikotinsucht
Die Wirkung von Nikotin im Gehirn

Die Wirkung von Nikotin im Gehirn

Inhalt: 

Wie Nikotin wirkt
Wie Sucht funktioniert
Probleme der Entwöhnung
Anti-Nikotin-Medikamente:  1.) Zyban
2.) Detox
3.) Vigabatrin
Quellen

Wie Nikotin wirkt

Wenn der Tabak glimmt, wird das Nikotin freigesetzt. Gebunden an die winzigen Teerteilchen im Rauch gelangt es in die Lunge und von dort ins Blut. Da Nikotin die Eigenschaft besitzt, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, die viele andere Giftstoffe stoppen kann, erreichen die Nikotinmoleküle schon sieben Sekunden später das Gehirn, heften sich dort an die Nervenzellen und beeinflussen deren Aktivität. Das lässt sich mit modernen Verfahren sogar auf dem Bildschirm verfolgen. [1]

In den folgenden Absätzen wird hin und wieder von "Nikotin-Rezeptoren" zu lesen sein. Dieser Begriff ist nicht ganz korrekt, denn die genannten Rezeptoren warten keineswegs darauf, dass ein Nikotin-Molekül andockt. Vielmehr handelt es sich um Rezeptoren, die normalerweise auf Acetylcholin reagieren. Nikotin ist diesem Neurotransmitter (Botenstoff) sehr ähnlich, sodass die Acetylcholin-Rezeptoren auch auf Nikotin reagieren.

"Nikotin ist eine der am schnellsten süchtig machenden Substanzen. Es hat nicht nur psychostimulierende Wirkungen wie Kokain oder Amphetamin, sondern stößt im Gehirn die gesamte Breite der Neuromodulatoren an und wirkt wie der Dirigent in einem Konzert auf viele Instrumente ein", erläuterte Professor Lutz Schmidt aus Berlin auf der 2. Nikotin-Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Nikotinforschung in Erfurt. Nikotin greift an zwei verschiedenen Kompartimenten an, den präsynaptischen und postsynaptischen Nikotinrezeptoren. Bei Bindung an die Rezeptoren kommt es zur Ausschüttung unterschiedlicher Neurotransmitter [chemische Stoffe, die dem Informationsaustausch zwischen den einzelnen Nervenzellen dienen] wie Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Endorphinen. Diese beeinflussen bekanntlich verschiedene funktionale Strukturen des Gehirns, wobei es individuelle Variationen gibt. Die nikotinergen Rezeptoren haben einen sehr engen Bezug zum präfrontalen Cortex. "Dadurch wird verständlich, dass Hirnfunktionen wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Lernen durch Nikotin verbessert werden", so Professor Lutz Schmidt aus Berlin.
Außerdem bestehe eine enge räumliche Beziehung zum dopaminergen Belohnungssystem, einer entwicklungsgeschichtlich entscheidenden Struktur. Sie wirkt auf Funktionen wie Essen, Trinken und Sexualität, die notwendig sowohl für die Existenz des einzelnen Menschen als auch für das Überleben der Art sind. Beim Rauchen belohnt sich der Mensch also ebenso wie bei der Ausführung existentieller Handlungen. [2]
Die besondere Wirkung des Nikotins auf das Gehirn besteht in einer Catecholaminfreisetzung in den sogenannten Belohnungsarealen der Großhirnrinde. Dies in Verbindung mit dem sensiblen oralen Reiz des Rauchens bewirkt die "positiven" Gefühle des Rauchens. [12]
Zigaretten enthalten eine ganze Reihe von Substanzen, die sich in ihrer Suchtwirkung potenzieren. Ammonium (dem Tabak bei der Verarbeitung künstlich zugesetzt) beispielsweise wirkt wie ein Beschleuniger für das Nikotin. Der im Tabakblatt enthaltene bzw. künstlich zugesetzte Zucker verbrennt beim Rauchen, wobei u. a. das ebenfalls süchtigmachende Acetaldehyd entsteht. Dieser Stoff bewirkt eine Reduzierung des Enzyms MAO-B (Monoaminooxidase B), das im Gehirn Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin abbaut. Man hat festgestellt, dass Raucher bis zu 40 Prozent weniger MAO-B haben als Nichtraucher. Dementsprechend mehr Dopamin und Serotonin wirken auf das Gehirn ein, was wie beim Nikotin als angenehm empfunden wird und somit das Suchtpotential erhöht.
Auch diverse andere Drogen wirken als MAO-B-Hemmer, zum Beispiel Tollkirsche und Stechapfel.
All diese Zusammenhänge sind aber immer noch Gegenstand der aktuellen Forschung. Mit weiteren Erkenntnissen wird auch in Zukunft zu rechnen sein.

Übrigens wirkt Alkohol an den selben Rezeptoren wie Nikotin. Er blockiert diese, was dazu führt, dass mehr geraucht werden muss, um sich entspannt zu fühlen.

Rauchen stresst. Viele Raucher behaupten, mit Hilfe der Zigarette könnten sie besser Stress abbauen. Das Gegenteil ist der Fall, sagt Andy Parrott, Psychologe an der University of East London. Wer raucht, um Stress abzubauen, fügt sich selbst nur weiteren Stress zu, denn der scheinbar entspannende Effekt des Rauchens kommt nur dadurch zustande, dass durch den Griff zur Zigarette die Spannung, die durch ein Sinken des Nikotin-Levels entstanden ist, wieder aufgehoben wird.
"Die gewohnheitsmäßigen Raucher brauchen jedoch bald eine weitere Zigarette, um die neuen Abstinenzsymptome, die sich wieder einstellen, zu bekämpfen. Das wiederholte Empfinden negativer Stimmungen zwischen den Zigaretten bedeutet, dass Raucher dazu neigen, ein leicht überdurchschnittliches täglich Stress-Niveau zu erleben. Somit scheint Nikotin-Abhängigkeit eine direkte Ursache von Stress zu sein." erläutert der Professor. Für seine Studie, die in der Oktober-Ausgabe des "American Psychologist" (Vol. 54, No. 10) veröffentlicht wurde, analysierte Parrott zahlreiche Untersuchungen über erwachsene Raucher, jugendliche Raucher und Nikotin-Entwöhnungen. Parretts These wird sowohl von Untersuchungen von jugendlichen Rauchern als auch über aufhörende Raucher gestützt. Die Stress-Symptomatik, die bei Erwachsenen festzustellen ist, lässt sich auch bei jugendlichen Rauchern aufzeigen.
Das stärkste Argument für seine These sind aber wohl Forschungsergebnisse, die belegen, dass das Abgewöhnen des Rauchens Stress reduziert. Mehrere frühere Studien belegen, dass ehemalige Raucher sich als weniger gestresst erwiesen als jene, die immer noch rauchen. Es gibt indes auch Studien, die keinen Unterschied im Stress-Empfinden zwischen Rauchern und neuen Nicht-Rauchern ausmachen können. Aber: Keine einzige Studie konnte zeigen, dass ehemalige Raucher gestresster seien als Immer-noch-Raucher. [11]

Wie Sucht funktioniert

Alle Phasen der Sucht - von Rausch bis Rückfall, von Kick bis "Craving" - spielen sich primär im gleichen kleinen Hirnareal ab: im so genannten Nucleus Accumbens, dem Belohnungssystem. Die Evolution hat diesem Nervenknoten eine entscheidende Rolle zugeteilt. Er verbindet lebenswichtige Vorgänge wie Essen, Trinken und Sex mit einem Lustgefühl. Dazu schütten die Nervenzellen Botenstoffe aus, vor allem Dopamin. Sämtliche Drogen jedoch stören den Mechanismus so, dass mehr freies Dopamin übrigbleibt:
Nikotin steigert die Ausschüttung;
Kokain blockiert die Wiederaufnahme;
Opiate hemmen Nervenzellen, die die Dopaminmenge begrenzen;
Cannabis benutzt einen anderen körpereigenen Steuerkreis, den es wie mit einem Nachschlüssel starten kann;
Alkohol greift so umfassend in die Steuerung der Neuronen ein, dass ebenfalls mehr Dopamin ausgeschüttet wird.
Dopamin sorgt jedoch nicht selbst für den Kick, sondern setzt gleichsam hinter alle Erlebnisse ein Ausrufezeichen: Das hier, was du gerade tust, dieser Ort, dieser Geschmack, dieser Geruch! - das ist immens wichtig, sagt der Dopaminschub dem Drogennutzer. Das Belohnungszentrum verknüpft die Umstände des Konsums mit der spezifischen Wirkung der Droge. [10]

Nikotin löst also eine wohlige Gefühlskaskade im Belohnungszentrum des Gehirns aus. Eine Zigarette beglückt den Raucher ähnlich wie ein Kuss oder ein gutes Essen.
Diese "Belohnung" wird direkt mit der Tätigkeit des Rauchens assoziiert. Der durchschnittliche Raucher mit 7.000 Zigaretten pro Jahr wiederholt ständig seine "Erfahrung", dass Rauchen eine beglückende Tätigkeit ist. Dies prägt sich tief in sein Unterbewusstsein ein, es entsteht ein sogenanntes "Suchtgedächtnis". Dieses Gedächtnis wird aktiv, wenn der Spiegel an wirksamen Substanzen im Belohnungszentrum nachlässt. Oder wenn der Raucher einen anderen rauchen sieht. Dann erwacht wieder das Verlangen nach einer neuen Dosis Nikotin.

Ein weiterer Aspekt ist die Vermehrung der Anzahl von Nikotinrezeptoren bei chronischem Nikotinabusus. Bei Untersuchungen an Gehirnen gestorbener Raucher wurden doppelt soviele Rezeptoren gefunden wie bei Nichtrauchern. Eine Hypothese ist, dass dadurch bei Kettenrauchern besonders viel Dopamin ausgeschüttet wird, was eine intensivierte Reaktion auf das Nikotin zur Folge hat. Allerdings ist das Phänomen reversibel: bei Ex-Rauchern sinkt die Anzahl der Nikotinrezeptoren wieder in den Normbereich. Das Suchtgedächtnis scheint jedoch eine irreversible Komponente aufzuweisen, die die Entwöhnungsschwierigkeiten erklärt. [2]

Mit zunehmender Gewöhnung nimmt die Zahl der Rezeptoren zu, dafür werden sie unempfindlicher. Das Gehirn braucht größere Dosen des Suchtmittels. [5]

Neben dem Nikotineffekt scheinen Frauen stark auf einen möglicherweise geschlechtsspezifischen "Erleichterungskick" zu reagieren. Ein im Dezember 1999 in "Nicotine & Tobacco Research" veröffentlichter Fachartikel erläutert, dass Frauen psychisch nach jenem Gefühl süchtig werden, wenn die Nervosität beim Rauchen abklingt. [3]

Probleme der Entwöhnung

Zwei von drei Rauchern vom möchten Glimmstängel wegkommen. [4]
35 Prozent der Raucher versuchen durchschnittlich fünfmal pro Jahr mit dem Rauchen aufzuhören. Jedoch nur 4,4 Prozent sind nach einem Jahr noch Nichtraucher. Die Hälfte aller Raucher ist suchtkrank. [3]
Warum ist es so schwierig, mit dem Rauchen aufzuhören? Christoph Wyser, Lungenspezialist in Luzern, führt aus: "Wenn ein gewohnheitsmässiger Raucher das Zigarettenrauchen stoppt, treten ab dem ersten Tag Entzugserscheinungen wie das Verlangen nach Zigaretten, eine depressive Verstimmung, Angst oder Konzentrationsschwierigkeiten auf. Diese akuten Entzugssymtome werden häufig als 'körperliche Abhängigkeit' umschrieben. Bei weiterer Nikotinabstinenz nehmen diese Beschwerden über zwei Wochen allmählich ab.
Die psychische Abhängigkeit hält aber noch lange an. Das Greifen nach der Zigarettenschachtel, das Anzünden und der erste genüssliche Zug sind für Raucher Verhaltensmuster, die sich fest eingeschliffen haben. Insbesondere in Stresssituationen laufen sie noch Monate später Gefahr, rückfällig zu werden." [4]

Klarer Fall also: dem angehenden Nichtraucher fehlt in der Übergangszeit die Stimulation seines Belohnungszentrums. Hier setzt die medikamentöse Behandlung an.

Dies ist aber nur die eine Seite der Sucht. Zusätzlich hat sich der Raucher angewöhnt, das Rauchen mit bestimmten Situationen zu verknüpfen: die Tasse Kaffe am Morgen, das Warten an der Bushaltestelle etc. Diese Gewohnheiten müssen ebenfalls umgestellt werden. Deshalb gehört zu der medikamentösen Behandlung immer auch eine psychologische Betreuung, um die Chance auf einen Erfolg zu erhöhen. Die Medikamente sind keine Zaubermittel, die aus einem Raucher so ganz einfach einen Nichtraucher machen. Ohne eigenes Dazutun wird es kaum klappen!

Anti-Nikotin-Medikamente

1.) Zyban

Seit dem 1. Dezember 1999 verschreiben niederländische Ärzte als erste in Europa das Medikament. Im Sommer 2000 soll es auch in Deutschland zugelassen sein. "Fünf Millionen Raucher, hauptsächlich aus den USA, versuchten weltweit bereits, mit der Pille von der Zigarette loszukommen", verrät Paul Winter, medizinischer Leiter des Zyban-Programms bei Glaxo Wellcome [der Hersteller von Zyban] in London. Eine im "New England Journal of Medicine" veröffentlichte Studie bewies: jeder dritte Proband blieb nach kombinierter Pharmakotherapie und Beratung noch nach zwölf Monaten rauchfrei. Der Suchtexperte Lutz Schmidt, der bereits als einer von wenigen Prüfärzten in Deutschland Erfahrungen mit Zyban sammelte, beobachtete an seinen Patienten, "dass ihnen unter der Pharmakotherapie die Zigaretten einfach nicht mehr schmecken". [3]

Das Besondere an der neuen Pille: sie enthält keinerlei Nikotin wie andere Rauchentwöhnungshilfen, sondern den Wirkstoff Bupropionhydrochlorid SR (Bupropion). Dieser wird schon seit Beginn der neunziger Jahre in den USA unter dem Produktnamen Wellbutrin gegen Depressionen eingesetzt. Mehr zufällig fand eine kalifornische Ärztin heraus, daß depressive und nikotinsüchtige Patienten mit Bupropion nicht nur die Schwermut überwanden, sondern sich auch viel leichter vom Glimmstängel trennten. [6]

Der Wirkstoff von Zyban, Bupropion, der ursprünglich als Anti-Depressivum verschrieben wurde, greift direkt dort im Hirn ein, wo die Abhängigkeit entsteht: im Dopamin-System. Er gehört zur SSRI-Gruppe (Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer). Wie Nikotin lässt auch Zyban die Menge des Botenmoleküls Dopamin in den Zwischenräumen der Nervenzellen, den Synapsen, in die Höhe schnellen. "Dadurch werden die Entzugserscheinungen gepuffert" sagt Douglas Jorenby von der University of Wisconsin, der im Auftrag von Glaxo Wellcome eine Vergleichsstudie an beinahe 1000 Rauchern durchgeführt hat. Dass gerade ein Anti-Depressivum hilft, ist nicht erstaunlich: Entzug von einem Suchtmittel führt oft zu depressiven Symptomen.

Haupteffekt: der typische "Schmacht", das Verlangen nach der Zigarette, bleibe aus, sagt Michael Fiore, Leiter des Center for Tobacco Research and Intervention an der Medizinischen Hochschule der Universität Wisconsin. Fiore war federführend an einer Studie mit knapp 1000 Probanden beteiligt. Die menschlichen Versuchskaninchen bekamen entweder ein wirkstofffreies Scheinmedikament, das neue Präparat Zyban, ein Nikotinpflaster oder ein Pflaster und Zyban zugleich verabreicht. Den Forscher interessierte, wie viele seiner Testpersonen nach einem Jahr noch clean waren und kam zu dem Ergebnis: "Die Erfolgsquote von Zyban gegenüber dem Pflaster ist nahezu doppelt so hoch." Das sei die höchste Erfolgsquote, die jemals bei starken Rauchern dokumentiert werden konnte. [6]

Die Studie zeigt außerdem, dass sich die von vielen Aufhörwilligen gefürchtete Gewichtszunahme um rund die Hälfte verringert, wenn Nikotinpflaster und Bupropion gleichzeitig angewendet werden. Diese Kombination brachte auch einen noch etwas höheren Erfolg bei der Nikotinentwöhnung als die Benutzung von Zyban allein. [7]

Nebenwirkungen können sowohl bei Zyban als auch bei den heute gebräuchlichen Nikotinpräparaten - Pflaster, Kaugummi, Spray - vorkommen. Bei Zyban sind dies vor allem Schlafstörungen, Kopfschmerzen, trockener Mund und Hautirritationen. In einer Studie, die im "New England Journal of Medicine" publiziert wurde, setzten zwölf Prozent der Zybanbenützer und sieben Prozent der Nikotinpflasterbenützer ihr Medikament wegen Nebenwirkungen ab. [8]
In einigen Fällen soll es auch zu Problemen mit dem Blutdruck, Depressionen oder anderen psychischen Störungen kommen. Deshalb ist es am sichersten, Zyban unter ärztlicher Aufsicht anzuwenden. Weiterhin wird davon abgeraten, Zyban während der Schwangerschaft einzunehmen.

Suchtexperte Burckhard Junge vom Robert-Koch-Institut (Berlin) hält das Medikament für sinnvoll, warnte aber vor zu hohen Erwartungen. "Die Tablette ist kein Wundermittel. Sie kann eine Therapie nur ergänzen", sagte Junge. Es sei wichtig, zusätzlich die psychische Abhängigkeit zu bekämpfen. "Dazu ist es nötig, dass sich Raucher bewusst machen, warum und wann sie zur Zigarette greifen". Nur eine genaue Analyse der eigenen Rauchgewohnheiten sichere dauerhaft die Nikotinabstinenz.

Zyban kann man auf Privatrezept in jeder Apotheke bekommen.

2.) DETOX

Bei DETOX handelt es sich um eine Mischung sogenannter anticholinerger Medikamente, die ebenfalls schon länger bekannt ist. Sie kommt aus der Anästhesie und wird z.B. beim Drogenschnellentzug auf der Intensivstation benutzt. Der Vorteil dabei ist, dass die nikotinbindenen Rezeptoren im Zentralnervensystem akut vom Stoff "freigewaschen" werden, d.h. dass sich die Rezeptoren in kürzester Zeit wieder eichen können und ihr altes Wirkprofil wieder aufnehmen.
DETOX greift ähnlich wie Zyban in verschiedene Neurotransmittersysteme ein, dies aber nur für kurze Zeit, sodass keine über ca. einen Tag hinausgehende Veränderungen da sind. Es ist damit einer Kurznarkose vergleichbar. Zuerst wird DETOX in einer Injektion verabreicht, daran schließt sich eine Fortsetzung in Tablettenform an, die einige Tage lang dauert.
DETOX beeinflusst auch den Geschmackssinn und die sensorischen Rezeptoren. Das hilft, eine Aversion gegen das Rauchen aufzubauen - die Zigaretten schmecken nicht mehr!
Nach Aussage der Anwender gibt es bei DETOX keine unangenehmen Nebenwirkungen.

Die Praxen, die DETOX verabreichen, findet man auf der Linkliste von www.raucherportal.de

3.) Vigabatrin

Auch Vigabatrin ist schon länger bekannt, es wird normalerweise zur Bekämpfung von Epilepsie eingesetzt.

Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter Leitung des Hirnforschers Stephen Dewey wies in Tierversuchen nach, dass Vigabatrin auch kokainsüchtig gemachten Pavianen und Ratten helfen kann. Neben seinen antiepileptischen Eigenschaften unterdrückt es im Gehirn anscheinend auch die Ausschüttung von Substanzen, die Konsumenten von Kokain und anderen Drogen das emotionale "High" verleihen. Für die Versuche hatten die Forscher 500 Ratten kokainsüchtig gemacht, worauf die Tiere den Konsum des Rauschmittels als angenehm empfanden. Daraufhin bedienten sich die Tiere in ihren Käfigen aus einer Zuführeinrichtung für die Droge - selbst bei einer tödlichen Dosis. 50 Prozent der süchtigen Ratten, die mit Vigabatrin behandelt wurden, verspürten hingegen keinerlei Verlangen nach Kokain. Die behandelten Tiere waren derart "clean", dass sie nicht einmal mehr in die Nähe des Schlauchs mit der Droge kamen. Die Wissenschaftler untersuchten darüber hinaus die Auswirkungen des Mittels auf 20 Paviane, die dem Menschen physiologisch näherstehen. Auch hier waren die Ergebnisse sehr positiv.
Inzwischen werden bereits Versuche an Menschen durchgeführt. Ein Erfolg des Präparats als Entzugsmittel könnte die seit drei Jahrzehnten angewandte und umstrittene Methadonbehandlung zumindest teilweise überflüssig machen. Nach Deweys Angaben gibt es "sehr aufregende Hinweise darauf, daß Vigabatrin auch die bei Heroin und Morphium auftretenden Suchterscheinungen beenden kann". Das ist wichtig, weil es einerseits Drogen gibt, die psychisch abhängig machen - etwa Amphetamine, Haschisch und Kokain -, andererseits gibt es Rauschmittel, die auch eine physische Abhängigkeit mit körperlichen Entzugserscheinungen verursachen; dazu gehören beispielsweise Alkohol, Barbiturate oder Morphine. Auch Millionen von Rauchern kann das Medikament nach Angaben der amerikanischen Forscher möglicherweise helfen. "Vielleicht haben wir für Süchtige in aller Welt eine Tür aufgestoßen", sagt Dewey. [9]

Bis es so weit ist, wird es aber wohl leider noch eine Weile dauern.


Quellen:
[1] Fernsehsendung "Zigaretten aus der Apotheke", Süddeutscher Rundfunk, Januar 1996
[2] Ärzte Zeitung, Neu-Isenburg, vom 7.6.1999
[3] FOCUS vom 17.1.2000
[4] Neue Luzerner Zeitung vom 7.10.1999
[5] Rhein-Zeitung vom 12.6.1998
[6] Wirtschaftswoche vom 18.11.1999
[7] Berliner Zeitung vom 10.3.1999
[8] Schweizer Sonntagszeitung vom 29.8.1999
[9] Die Welt online vom 7.8.1998
[10] www.facts.ch, Feb. 2000
[11] Bild der Wissenschaft
[12] www.naturheilkunde-online.de
Zusammenstellung und Ausarbeitung: webmaster@raucherportal.de