Raucher-Vitamine ein Werbegag des Herstellers
Spezielle Vitaminkapseln für Raucher sollen sogenannte Freie Radikale aus dem Zigarettenrauch
neutralisieren, die besonders gesundheitsschädlich sind. Prof. Hans Konrad Biesalski, Direktor
des Instituts für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaften in Stuttgart, hält dies für
einen Werbegag des Herstellers und warnt: "Die Pillen mit einer Kombination aus den Vitaminen
C, E, Thiamin (B1), B2, B12 und Folsäure, die dem eineinhalbfachen Tagesbedarf eines Erwachsenen
entsprechen, schaden zwar nicht, den Zigarettenqualm machen sie aber nicht weniger schädlich."
In den USA ist die sogenannte CARET-Studie über die Schutzwirkung von Beta-Carotin- und Vitamin
A-Pillen gegen Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Januar diesen Jahres vorzeitig
abgebrochen worden. Die Zahl der Lungenkrebs- und Todesfälle mit anderen Ursachen war bei den
rauchenden Pillenschluckern sogar gestiegen. Ob das an den Vitaminpräparaten lag, ist jedoch
nicht bekannt.
ÖKO-TEST-Magazin 7/96
Künstliches Beta-Carotin ist schädlich für Raucher
Viele Raucher sind sich des schädlichen Einflusses des Rauchens bewusst und versuchen, ihr
gesundheitliches Risiko durch die Zufuhr von Vitaminpräparaten zu mindern, denen eine
Schutzfunktion zugeschrieben wird. Für Provitamin A bzw. Beta-Carotin haben wissenschaftliche
Untersuchungen diese Erwartung nicht bestätigt. Bei Rauchern, die definierte Dosen von
Beta-Carotin über längere Zeit erhielten, war die Häufigkeit von Lungenkrebs und Todesfällen
im Zusammenhang mit Erkrankungen des Herzkreislaufsystems sogar erhöht. Das BgVV empfiehlt
Rauchern deshalb, auf den Verzehr von Beta-Carotin-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln,
Vitaminpräparaten und Getränken, die mit Beta-Carotin angereichert sind, zu verzichten. Die
hierin enthaltenen Beta-Carotin-Mengen kommen den Dosierungen nahe, die in Verbindung
mit dem Rauchen negative Wirkungen provozierten.
Wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirkung von Beta-Carotin wurden in den vergangenen Jahren
unter anderem in Finnland und den USA durchgeführt. Raucher erhielten über mehrere Jahre
Beta-Carotin, Beta-Carotin im Gemisch mit anderen Vitaminen oder ein Scheinpräparat, ein sogenanntes
Placebo. In keiner dieser Untersuchungen hatte Beta-Carotin einen Schutzeffekt. Bei Rauchern
traten entgegen der Erwartung sogar die oben genannten Wirkungen auf. Auf diese Zusammenhänge
haben auch Wissenschaftler der International Agency for Research on Cancer (IARC) kürzlich in
einer Presseerklärung der Weltgesundheitsorganisation hingewiesen.
Ein typisches Beispiel für die derzeit zu beobachtende Tendenz, Lebensmittel mit Beta-Carotin bzw.
Provitamin A anzureichern, sind die sogenannten ACE-Getränke, eine Untergruppe der Lebensmittel, die
unter dem Begriff "functional foods" angeboten werden. Sie enthalten im Vergleich zu herkömmlichen
Getränken hohe Mengen an Provitamin A, Vitamin C und Vitamin E. Der ernährungsphysiologische Sinn
dieser Produktgruppe ist, ähnlich wie bei den meisten Nahrungsergänzungsmitteln, gering einzuschätzen.
Der Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der Europäischen Union ist gebeten worden, Obergrenzen
für den Einsatz von Beta-Carotin bzw. Provitamin A in Lebensmitteln festzulegen, um den gesundheitlichen
Verbraucherschutz auch für derartige Produkte gewährleisten zu können.
Gesundheitlich völlig unbedenklich ist dagegen die Aufnahme von Beta-Carotin aus Obst und Gemüse. Das
BgVV spricht sich ausdrücklich dafür aus, den täglichen Vitaminbedarf durch reichlichen Verzehr von
Obst und Gemüse zu decken. Ebenfalls unbedenklich ist die Aufnahme kleiner, zur Färbung von
Lebensmitteln verwendeter Beta-Carotin-Mengen. Darauf hat der Wissenschaftliche Lebensmittelausschuss
der Europäischen Union ausdrücklich hingewiesen.
Raucher sollten diese Empfehlung des BgVV unbedingt beachten und die natürliche Vitaminzufuhr der
isolierten Gabe von Beta-Carotin vorziehen, selbst wenn Produkte ausdrücklich für Raucher ausgelobt
sind. Der beste Schutz vor den schädlichen Folgen des "blauen Dunstes" ist und bleibt allerdings der
Verzicht auf's Rauchen.
Das Bundesinstitut für gesundheitlichen
Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV)
Pressemitteilung 02/98 vom 30. Januar 1998
Starker Vitamin C-Mangel bei Rauchern
Ein Vitamin-C-Defizit bei Rauchern ist nicht nur eine Frage ungesunder Ernährung. Wie die
"Berliner Morgenpost" berichtet, wird das wichtige Vitamin bei ihnen anscheinend auch
stärker abgebaut als bei Nicht-Rauchern. Das Fachmagazin "American Journal of Clinical
Nutrition" hatte über eine Studie berichtet, in der beide Teilnehmergruppen – rauchende
und nicht-rauchende Männer – sich gleich vitaminarm ernährten. Obwohl alle Probanden drei
Monate lang das gleiche Vitaminpräparat einnahmen, lag der Vitamin-C-Spiegel bei den
Nicht-Rauchern dreimal höher als bei den Rauchern.
Yahoo-Schlagzeilen 6.3.2000
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